Liebe Leserinnen und Leser,

heute finde ich endlich Zeit, ein paar Fotos der letzten Tour zu entwickeln und ein paar Zeilen dazu zu schreiben! Ich freue mich, Euch in mehreren kleinen Etappen mitzunehmen auf meine letzte Radreise. Im März und April diesen Jahres zog es mich nach Süden, der Sonne entgegen! Meine selbst gestellten Bedingungen dabei waren: Die An- und Abreise sollte CO2-arm erfolgen, es sollte so weit wie möglich in den warmen Süden gehen, jedoch wollte ich nicht mehr als einmal mit der Bahn umsteigen müssen. Das war nicht ganz einfach zu realisieren, aber es hat geklappt! Viel Freude nun beim Lesen dieses Beitrags und der in Kürze folgenden!



 

 

Per Zug reisen Magdalena und ich von Berlin über München nach Slowenien – klimafreundlich – und mit nur einem Umstieg. Endlich kann man auch in den schnellen ICE-Verbindungen (Berlin-München) Fahrräder mitnehmen! Von München Hbf nach München Ost müssen wir selbst radeln – doch das ist 100 Mal angenehmer, als mit dem ganzen Gepäck umsteigen zu müssen. Der IC gen Zagreb bringt uns schließlich nach Ljubljana, unserem Startpunkt der Radreise.

 

 

Das allererste Mal machen wir zu zweit über einen so langen Zeitraum Urlaub – ohne Mama, ohne Schwester- eine reine Papa-Kind Tour. Für gut zwei Wochen werden wir durch Slowenien und Kroatien radeln und den Einzug nehmenden Frühling genießen! Wir sind beide sehr gespannt wie es so wird, ganz ohne Mama!

 

 

Unsere erste Nacht im Zelt! Den Platz musste ich im Dunklen suchen, denn wir kamen am Tag zuvor recht spät in Sloweniens Hauptstadt an. Bis wir aus der Stadt waren hatte es dann noch einmal recht lang gedauert. Zum Glück ist der Anhänger auch mit dabei, so dass Magdalena ganz gemütlich einschlafen konnte. Nun hat uns die Sonne wachgekitzelt und es beginnt endlich der erste richtige Reisetag.

 

 

Der erste Berg lässt nicht lang auf sich warten. Das bepackte Rad mit dem Hänger hat ein ganz ordentliches Eigengewicht, so dass Steigungen nur mit viel Gelassenheit machbar sind – die haben wir zum Glück , denn vor uns liegen zwei Wochen ohne jegliche Zwischenziele oder feste Punkte, die unbedingt erreicht werden wollen.

 

 

Eine von Magdalenas Lieblingsbeschäftigungen während der Pausen: Blumen pflücken und ihren Anhänger schmücken. „Doch sind die Frühblüher nicht eigentlich wichtig für die Bienen?“, frage ich mich. Anderseits: „Haben wir nicht früher alle gern schöne Blüten gesammelt?“ Der Kompromiss sieht so aus: Wo massig Blumen vorhanden sind, ist’s okay, bei spärlichem Bewuchs sammeln wir lieber andere Schätze…

 

 

Unser Gespann für diese Reise. Bald ist Magdalena so groß, dass wir den Hänger nicht mehr brauchen. Im Moment ist der aber noch wichtig als Wetterschutz, als Schlafmöglichkeit und nicht zuletzt auch als Rückzugsraum. Die beste Panoramaaussicht und ungehinderte Kommunikation gibt es natürlich, wenn sie vorn auf dem Pino sitzt.

 

 

Wir entdecken ein echtes Schloss!

 

 

Das Schloss muss natürlich erkundet werden. Man darf sogar in den Hof und auf die Brücke.

 

 

Wir durchqueren ein weites Tal, bevor es in die bergige Grenzregion gen Kroatien geht.

 

 

Dort, entlang der Grenzlinie, finden wir zahlreiche Denkmäler aus dem letzten Weltkrieg. Hier waren Kerzen und Kunstblumen total durcheinander gewirbelt, Magdalena bringt das in Ordnung, während ich mich von der Bergetappe erhole.

 

 

Auf kleinen geschotterten Waldwegen folgen wir der Grenzlinie zwischen Kroatien und Slowenien. Bei der Tourplanung hatte ich gar nicht bedacht, dass die ja auch die Schengen-Außengrenze darstellt, trotz Kroatiens EU-Mitgliedschaft. In der Konsequenz bedeutet das: Die grüne Grenze darf nicht einfach überquert werden (wie ich das ursprünglich plante), sondern wir dürfen nur offizielle Grenzstationen passieren. Ich muss die Route daher anpassen und ein wenig länger auf slowenischer Seite bleiben. Hier zelten wir heute Nacht – 300 m entfernt von Kroatien, aber dennoch zwei Tagesetappen entfernt vom wirklichen Grenzübertritt. Wir befinden uns im tiefen Wald, aber es kommt natürlich wie es kommen musste: Mitten in der Nacht taucht ein Geländewagen der slowenischen Polizei auf. Die Beamten wollen meinen Pass sehen und sind recht skeptisch, was ich hier wohl möchte. Sie fragen sogar, woher ich überhaupt von dieser Straße wisse. Ich frage mich ja eher, ob die hier jede Nacht Patrouille fahren, oder ob ich womöglich irgendwo im Wald Infrarotdetektoren ausgelöst habe…
Schließlich gibt es jedoch das Okay zum Weiterschlafen – Magdalena hat sich zum Glück die ganze Zeit über nicht stören lassen und tief und fest Kraft für den nächsten Tag gesammelt.
Ein Blick auf’s Thermometer: -3 °C!

 

 

Weiter geht’s am nächsten Morgen. Wir steigen auf bis zu 1300 Metern über Meeresniveau auf. Den ganzen Tag radeln wir durch Waldwege entlang der Grenze und begegnen niemandem. Bloß viele Ruinen säumen den Weg. Wir halten oft an – zum Erkunden und Entdecken.

 

 

Wow! In Deutschland würde man solch einsturzgefährdete Gebäude entweder abreißen oder einzäunen. Hier steht die Ruine einfach frei zugänglich im Wald. Viele abgestürzte Steine liegen bereits am Boden – daher halten wir respektvoll Abstand.

 

 

Tatsächlich finden wir noch Schneefelder! Das trifft sich ganz gut, denn Bäche sind hier oben nicht vorhanden, das Gelände sieht mir eher nach Karst aus, Wasser dürfte hier innerhalb kürzester Zeit versickern. Um unsere Wasservorräte aufzufüllen schmelzen wir also Schnee auf dem Kocher. Denn auch morgen ist es nicht zu erwarten, dass wir durch besiedeltes Gelände kommen.

 

 

Was für eine Gegend! Hier gibt es viel zu entdecken – hier Teile eines abgestürzten/ abgeschossenen Flugzeugs (?)

 

 

Hat jemand eine Idee, was hier passiert ist?

 

 

Die schattigen Passagen sind tatsächlich noch verschneit. Aber das sind oft nur sehr kurze Stücke und man kann das Rad recht gut darüber hinweg schieben.

 

 

Dank der Sonne ist die Luft warm, sonst würde es hier oben ziemlich frostig sein. Doch wir haben riesiges Glück mit dem Wetter und keine einzige Wolke trübt den Himmel.

 

 

Weiter befahren wir die Grenzlinie gen Mittelmeer. Viele Bunker säumen den Weg – auch die sind willkommene Orte für Pausen, zum Herumtoben und Spielen. Man muss bedenken: So lang ich Rad fahre und aktiv bin, sitzt Magdalena still. Sie braucht also genau dann Bewegung, wenn ich mich eigentlich ausruhen möchte. Von daher sind Pausenorte gut, die ohne weitere Motivation meinerseits zum Herumlaufen und aktiv-sein einladen.

 

 

Wie gut, dass mittlerweile (größtenteils) Frieden in Europa herrscht und wir hier so unbeschwingt reisen dürfen!

 

 

Was meint ihr: Ist das ein „Detektor“ der slowenischen Polizei um die Schengen-Außengrenze zu überwachen? Oder ist das eher eine Wildkamera ?

 

 

Auf diesem Bunker wachsen mittlerweile riesige Bäume – zum Glück. Unterdessen brachen aber auch neue bewaffnete Konflikte in Regionen aus, die ich früher völlig unkompliziert mit dem Rad bereist habe – in der Ukraine zum Beispiel.

 

 

Für Magdalena zählen zurzeit noch ganz anderen Dinge: Wann machen wir endlich die nächste Pause? Was gibt es zu essen? Und wann telefonieren wir wieder mit Mama?

 

 

Und auch ich lege hier eine Pause ein – die nächsten Fotos gibt es hier in den kommenden Tagen.
Viele Grüße (aus dem heute verregneten Berlin)

Jens

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