Eine Fahrradreise durch Belarus. Mit zwei Kindern, einem Zelt und vielen Flaschen Mückenspray…
Viel Freude mit Text und Bild! Hier kommt Beitrag Nr. 1 – von insgesamt drei Teilen:

 

 


Der Berlin-Warschau Express bringt uns ohne Umstieg in wenigen Stunden direkt in die Nähe des Bialowieza Nationalparks – das ist der Nationalpark, der in der Grenzregion Belarus/ Polen den letzten Tieflandurwald Europas beherbergt.

 

 

Voller Vorfreude fiebern wir der Ankunft entgegen – die letzte längere Tour mit der gesamten Familie liegt schon ein Weilchen zurück…

 

 

Da ich auch im Alltag fast täglich und mehrmalig mit Rad und Helm unterwegs bin, nerven die Harre eigentlich nur. Daher wurden sie abgeschoren – pflegeleichter geht’s nicht! : )

 

 

Ankunft Warschau Ostbahnhof – die Räder werden beladen, dann kann es auch schon losgehen. Der Nachmittag ist schon angebrochen, daher fahren wir nur noch ein paar Kilometer aus der Stadt hinaus und suchen uns ein Stückchen Wald zum Zelten.

 

 

Urlaubszeit ist auch Familienzeit. Sechs Wochen werden wir Tag für Tag miteinander verbringen – wie wunderbar!

 

 

Unser erster Zeltplatz auf dieser Tour – und unsere erste Nacht im Hilleberg Nallo 4 GT, welches uns auf dieser Reise zu Testzwecken begleitet.

 

 

Es handelt sich dabei um ein Ultraleichtzelt – die Belüftung wurde daher in das Außenzelt integriert. Sofern es nicht regnet und gleichzeitig starker Seitenwind auftritt kann man das Außenzelt am Fußende zur besseren Belüftung hochrollen.

 

 

Störche werden wir von nun an fast täglich zu Gesicht bekommen!

 

 

Wir navigieren auf dieser Reise komplett digital per GPS und OpenStreetmap-Offline Karte. Zur Routenberechnung nutzen wir OSMand – eine hervorragende App, die wir nur empfehlen können. Wir werden über kleine Wege geleitet, die immer wieder für interessante Überraschungen sorgen. Hier eine kleine Fährpassage.

 

 

Meistens zelten wir wild – es ist eh relativ dünn besiedelt – das war auf der gesamten Tour kein Problem.

 

 

In der Regel kochen wir abends warm – mit dem MSR Benzinkocher, der schon standardmäßig seit einem guten Jahrzehnt auf fast jeder Tour dabei ist…

 

 

Schmetterlinge und Falter gibt es hier ohne Ende! Manchmal fahren wir durch ganze Schwärme, die wir mit unseren Rädern aufwirbeln.

 

 

Unser letzter Zeltplatz vor der weißrussischen Grenze. Wie es dahinter wohl aussehen mag? Welchen Charakter hat der Nationalpark wohl auf weißrussischer Seite? Wie leben die Menschen so, in der letzten Diktatur Europas? Wir sind sehr gespannt!

 

 

Es gibt polnisches Bier und rote Linsensuppe – eines der Lieblingsgerichte auf dieser Reise!

 

 

Neuer Tag – neues Land! Heute haben wir die Grenze überquert. Davon gibt es leider keine Bilder, überall war das Fotografieren verboten. Tagsüber blieb die Kamera auch meistens in der Tasche, denn der „Urwald“ wimmelte nur so von Stechmücken und Bremsen. Entschädigt werden wir mit dem Anblick von riesigen, hunderte Jahre alten Eichen, urigen Sümpfen und fast völliger Menschenleere.

 

 

Wir können das Land noch nicht so gut einschätzen und haben uns daher extra gut im Wald versteckt…

 

 

Mehrere Tage geht es durch Wälder und winzige Dörfer, bis wir den ersten größeren Ort in Belarus erreichen.

 

 

Auf den wenigen großen Straßen herrscht nicht besonders viel Verkehr, doch wird schnell gefahren und die Fahrbahn ist eher eng. Kommt also von vorn und von hinten ein LKW, gibt es das Problem, das jedem Radfahrer und jeder Radfahrerin nur zu gut bekannt ist: in der Regel mag niemand sein 40-Tonnen Gefährt abbremsen – man ist vermeintlich ein Hindernis, irgendwie im Weg. Um zu verhindern, dass wir trotz Gegenverkehr ohne Einhaltung von Sicherheitsabstand überholt werden, haben wir uns diesen praktischen Abstandshalter gebastelt. Das Flatterband wird von einer schweren Stahlmutter im Wind gehalten – wer meint, zu eng überholen zu müssen …. Pock!

Die großen Straßen bleiben allerdings eine Ausnahme, uns zieht es auf die kleineren Wege, wo es so gut wie keinen Verkehr gibt, wir können entspannt nebeneinander fahren, schauen den Belarussen buchstäblich ins Wohnzimmer, kommen super schnell ins Gespräch, alles ist voller (Nutz) Tiere – wir haben das Gefühl, wirklich viel vom Land zu sehen , während die großen Straßen eher einen Schneisencharakter haben und auch um viele kleine Ortschaften herum geführt werden.

 

 

So gut wie jedes Haus ist in ganz traditioneller Bauweise aus Holz gebaut. Trink- und Abwasserversorgung existieren in der Regel nur in Städten. Fast Jede und fast Jeder ist auf dem Land teilweise Selbstversorger: Kein Haus ohne Kartoffelfeld, ohne Gemüsegarten und Obstbäume. Viele halten Tiere: Hühner, Schafe, Ziegen, Schweine, Katzen, Hunde, Enten, Gänse, Pferde, Esel… Die Kinder haben stets viel zu sehen. Und oben auf den Hausdächern wohnen die Störche. Zieht mal wieder ein Gewitter auf, wird viel und laut mit den Schnäbeln geklappert. Dann wissen wir: Schnell unterstellen!

 

 

Auch gilt die Regel – keine Ortschaft ohne Denkmal für die Opfer des zweiten Weltkrieges. jeder vierte Mensch in Belarus überlebte den Krieg nicht. Kann man sich das vorstellen?

 

 

Heute gibt es mal Reis. Wir versuchen, ein wenig Abwechslung in den Speiseplan zu bekommen und nicht jeden Abend Nudeln zu kochen – klappt ganz gut!

 

 

Glücklich – gesättigt – erschöpft!

 

 

Tja, wenn wir kein Trinkwasser auftreiben können, müssen wir selber filtern. Anstrengend ist das – aber eine der wirkungsvollsten und sichersten Wasseraufbereitungsmöglichkeiten. Und deutlich wohlschmeckender als Abkochen ist das auch!

 

 

Was ich wunderbar finde: Die Kinder haben fast kein Spielzeug dabei – und die vermeintliche ‚Not‘ macht unglaublich erfinderisch. Alles wird zum Spielobjekt – und jeder Zeltplatz bietet wieder neue Möglichkeiten. Hinzu kommen allerlei leckere Waldfrüchte, die gesammelt werden können: Himbeeren, Blaubeeren, Erdbeeren, zum Schluss auch noch Brombeeren!

 

 

Der Boden ist oft sandig, lädt also geradezu zum Spielen ein!

 

 

Die meisten Kirchen hier sind übrigens orthodox – zu erkennen an dem Schrägstrich unter dem Kreuz.

 

 

Ich mag ja offene Landschaft deutlich lieber als tiefen dunklen Wald. Hier ein Lagerplatz in wunderschöner Umgebung und Atmosphäre.

 

 

Habt ihr schon von der Stadt des Salzes gehört? Nein? Solltet ihr aber! Jede sechste Tonne der weltweiten Kalisalz Produktion wird in Soligorsk zu Tage gefördert! Wahnsinn! Die ganze Stadt besteht aus den Bergwerken, dazugehörigen Fabriken und Arbeitersiedlungen! Wir haben uns da ein wenig umgeschaut – mehr von unserer Reise dann im nächsten Blogbeitrag, der in Kürze folgt.

 

 

 

 

Ein Kommentar

  1. Schön, wieder was von Euch zu lesen. Ihr müsst doch bestimmt ein Visum haben für Belarus. War das so einfach zu erhalten? Ich dachte, in dieses Land kommt man gar nicht rein und wenn, kann man sich sicher nicht so frei bewegen.
    Gute Fahrt wünsche ich Euch!

    Gruss, Ingrid

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